20 Jahre Opelstreik

20 Jahre Opelstreik

Opelstreik 2004 setzte Maßstäbe und leitete den Übergang zur Arbeiteroffensive auf breiter Front ein

Am 5. Oktober findet in Bochum ein Fest statt. Die Opelaner haben mit dem selbständigen unbefristeten Streik 2004 den Weg der Arbeiteroffensive erkämpft. Das wird gefeiert und ausgewertet für bevorstehende Kämpfe. Ab 14 Uhr auf dem Rathausplatz (Willy-Brandt-Platz) in Bochum.

Am 14.10.2004 gab General Motors (GM) die Pläne zur Vernichtung von europaweit 12 000 Arbeitsplätzen bekannt, davon 4000 der 9600 in Bochum. Die Kollegenzeitung „Der Blitz“ hatte zwei Tage vorher das Horrorszenario enthüllt. Die Nachricht traf die Belegschaft jedoch nicht unvorbereitet.

Bereits im Juni 2000 waren die damals noch 13 500 Beschäftigten in einen selbständigen Streik getreten. Es fehlte aber eine selbständige Streikführung und entsprechende Organisationsarbeit zur Höherentwicklung des Streiks. Die MLPD wertete den Streik aus; im Buch „Morgenröte der internationalen sozialistischen Revolution“ ab Seite 419 kann man es nachlesen. Sie zog aus einem opportunistischen Zurückweichen innerhalb der MLPD positive Schlussfolgerungen, wie künftig solche Kämpfe als Schule des Klassenkampfs geführt werden müssen.

Der Streik 2004 kam nicht aus heiterem Himmel

Es entwickelte sich eine klassenkämpferische Strömung in der Belegschaft mit der MLPD-Betriebsgruppe als Kern. Sie wurde auch ausdrücklich gegen den Willen der Betriebsratsspitze und der reformistischen Gewerkschaftsführung aktiv. Zugleich scheiterte die reformistische Klassenzusammenarbeitspolitik. In regelmäßigen Pausenversammlungen mit teilweise mehreren Hundert Beteiligten diskutierten die Kolleginnen und Kollegen die Situation und was zu tun ist.

Am 13.10. berieten sich auf der Spätschicht viele Kollegen auf einer Pausenversammlung mit dem Ergebnis, den Druck auf GM zu erhöhen. Als GM am nächsten Tag die Katze aus dem Sack ließ, beschlossen die Vertrauensleute der Spätschicht in der Endmontage einstimmig, die Belegschaft aus den Hallen zu holen. Auf der Wiese versammelten sich schließlich 2000 Kolleginnen und Kollegen und beschlossen, dort zu bleiben. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit führenden Betriebsräten, die forderten, die Arbeit wieder aufzunehmen, schlossen sich die Belegschaften der Werke II und III an. Damit begann der siebentägige selbständige Streik der Bochumer Opelbelegschaft.

Das geschah aber im heftigen Gegenwind

Die Geschäftsleitung reagierte panisch und versuchte, über die Vorgesetzten Druck auf die Kollegen zu machen. Außerdem verschärften einzelne führende Betriebsräte ihre antikommunistische Hetze mit der Forderung, die MLPD von den Toren zu entfernen. Jetzt wurde deutlich, dass der Antikommunismus die Belegschaft spaltet.

Der selbständige Streik der Opel-Belegschaft erhielt seine Durchschlagskraft durch die Kombination von Streik, Betriebsbesetzung und Torblockaden. Er hatte einen offensiven Charakter, weil die Arbeiterinnen und Arbeiter die Initiative ergriffen hatten, noch bevor der Vorstand von GM in Detroit konkrete Pläne zu Massenentlassungen und Werksschließungen gefasst hatte. Die Streikenden setzten sich  erfolgreich über das fehlende Streikrecht, das Verbot von Torblockaden, das Hausrecht von GM und über die Politik der Klassenzusammenarbeit hinweg. Sie nahmen selbstbewusst den Kampf auf gegen das internationale Übermonopol GM, gegen die Monopolverbände, bürgerliche Parteien und Regierungen. Für die Festigung des Streiks war es entscheidend, dass die Kolleginnen und Kollegen immer besser lernten, mit der kleinbürgerlich-antikommunistischen Denkweise fertig zu werden.

Streikzeit ist Arbeitszeit!

Mit einer Streikorganisation entsprechend den Produktionsstrukturen, dem Prinzip „Streikzeit ist Arbeitszeit“ und festen Verantwortlichkeiten für bestimmte Aufgaben wurden immer mehr Kolleginnen und Kollegen aktiv in den Streik einbezogen und der Streik stabilisiert. Wichtiges Mittel war das offene Mikrofon, über das ein ständiger Informationsaustausch unter den Streikenden, demokratische Diskussionen und Abstimmungen organisiert wurde. Das musste hart erkämpft werden, gegen antikommunistische Hetze, es handle sich um einen „MLPD-Streik“ und ständige Versuche, den Streik abzuwürgen.

Für die Festigung und Höherentwicklung des Streiks war eine breite Solidaritätsbewegung wichtig, die systematisch und bundesweit organisiert wurde. So wurde sofort ein Solidaritätskreis gegründet, der die Versorgung der Streikenden, das Sammeln von Spenden organisierte. Später gründen Frauen der Kollegen das Frauenkomitee „Basta“, sie organisierten Aktionen wie auf der Internationalen Automobilausstellung und traten selbst auf Belegschaftsversammlungen auf. Zahlreiche internationale Solidaritätserklärungen stärkten den Streikenden den Rücken.

Höhepunkt: Internationaler Kampftag der Opelbelegschaften

Der Höhepunkt des Streiks bildete der internationale Kampftag der Opelbelegschaften am 19.10.2004. In 15 GM/Opel-Standorten in neun Ländern beteiligten sich rund 100 000 Menschen. In Bochum fand die größte Massendemonstration mit 30 000 Teilnehmern statt, zu der auch die bundesweite Montagsdemobewegung aufgerufen hatte. Delegationen anderer Automobilbelegschaften aus ganz Deutschland, mehrere Hundert Bergleute und Stahlarbeiter von ThyssenKrupp marschierten mit. Zur gleichen Zeit demonstrierten 3000 in Kaiserslautern und 20 000 in Rüsselsheim. Das war ein Sieg über die reformistische Standortpolitik und ein Signal des gemeinsamen länderübergreifenden Vorgehens des internationalen Industrieproletariats gegen die internationalen Monopole.

Aus Angst vor einer Verschärfung des Klassenkampfs und seiner internationalen Ausbreitung machte der GM-Vorstand das Zugeständnis einer Standortgarantie bis 2010. Das verschaffte der reformistischen  Gewerkschaftsführung und dem Betriebsrat Spielraum zum Abwürgen des Streiks, was dann durch Manipulation gelang. 

Opelstreik setzte Maßstäbe

Aber der Opel-Streik 2004 setzte Maßstäbe für künftige Arbeiterkämpfe und leitete damals den Übergang zur Arbeiteroffensive auf breiter Front ein. Der selbständig organisierte Streik und der internationale Aktionstag hat sich tief in das proletarische Klassenbewusstsein eingeprägt. Und auch heute noch gilt „Kämpfen wie bei Opel“. In dem Buch  „Was bleibt … 10 erkämpfte Jahre Opel Bochum 2004 bis 2014“ schreiben die Herausgeber: „Das Buch dokumentiert den Kampf, die harte Arbeit, den Zusammenhalt, die Stärken, aber auch die Schwächen im Kampf der Belegschaft, so dass die ganze Arbeiterbewegung davon lernen kann.“

Das Buch kann auf dem Fest „20-Jahre Opelstreik“ am 5.10. ab 14 Uhr in Bochum auf dem Willy-Brandt-Platz erworben werden.

Beim Fest am 5. Oktober ab 14 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz in Bochum wird es einen Bericht von OFFENSIV geben, einen Filmbericht über die damalige Medienberichterstattung, Grußworte und ganz viel Kultur.

 

Siehe auch:

20 Jahre Opelstreik

Wenn die Arbeiter das Heft in die Hand nehmen

Azubis - lernt vom Opelstreik 2004!

Die Fackel der Opelaner weitergeben und weitertragen