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Wenn noch nicht mal Corona unter Kontrolle ist, wann kommt dann der so vielbeschworene „V-förmige Aufschwung“ der Wirtschaft?

Die imperialistischen Regierungen haben von Anfang an die Wirtschaftskrise falsch beurteilt, indem sie sie zu einer Folge der Corona-Krise erklärt haben. Seitdem sind die Prognosen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ständig erneuert und korrigiert worden. Noch im Februar erklärte Altmaier, dass durch das Krisenmanagement der Regierung keiner arbeitslos und es ab April wieder zu einer Aufwärtsbewegung kommen würde, wenn man die Corona-Krise eingedämmt habe. Inzwischen brach die Wirtschaftsleistung in Deutschland - das Bruttoinlandsprodukt- im zweiten Quartal um den historischen Wert von 11,7 Prozent ein. Und eine schnelle Erholung der Wirtschaft ist nicht abzusehen. Die Zweckpropaganda der Bundesregierung soll ein wissenschaftliches Verständnis der kapitalistischen Krise ersetzen, um die Massen zu beruhigen. Das wird aber nicht funktionieren.Tatsächlich wurde die Weltwirtschafts- und Finanzkrise schon Mitte 2018 eingeleitet. Seitdem geht das Wachstum der Industrieproduktion und des Bruttoinlandsprodukt in den meisten imperialistischen Ländern zurück. 2018 begann auch bereits ein absoluter Rückgang der Industrieproduktion in allen europäischen imperialistischen Zentren und in Japan, ab 2019 in weiteren imperialistischen Ländern. Das permanente Krisenmanagement der Herrschenden, das noch aus der Bewältigung der letzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise herrührt, konnte jedoch zunächst einen abrupten Einbruch verhindern. Es sorgte seit der letzten Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008 mit seiner Politik des „billigen Geldes“ dafür, dass die Geldströme künstlich am Laufen gehalten wurden. Doch irgendwann mussten sich die der Krise zu Grunde liegenden Widersprüche offen und unkontrolliert entladen: Der konkrete Auslöser hierfür wurde die Corona-Krise. Die Weltwirtschafts- und Finanzkrise entfaltet sich seither international unkontrolliert. In den USA brach die Industrieproduktion im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 16,3 Prozent ein, in Japan um 15,3 Prozent, in Großbritannien um 23,6 Prozent und in Italien betrug das Minus 43,3 Prozent. In Deutschland ist der Einbruch besonders tief mit 30,2 Prozent. Die Exporte aus Deutschland gingen im April sogar um 33,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Bei der letzten großen Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2008-2014 wichen die Übermonopole auf die neuimperialistischen Länder aus, die sich relativ schnell erholten. Doch diesmal sind die neuimperialistischen Länder ebenso betroffen: In Brasilien brach die Industrieproduktion im April 2020 um 25,6 Prozent ein, in Indien im März um 22,7 Prozent, in China aufgrund des früheren Corona-Ausbruchs bereits im Januar und Februar 2020 um 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der wirkliche Grund dieser Weltwirtschaftskrise ist die chronische Überakkumulation des Kapitals. Diese erschwert die maximalprofitbringende Anlage des zugleich wachsenden Kapitals und muss sich krisenhaft entladen. Dieses Problem wurde mit der Neuorganisation der internationalen Produktion chronisch.

Das Bilanzkapital der 500 größten internationalen Monopole belief sich 2007 noch auf 105 Billionen US-Dollar. Es blähte sich bis 2018 auf 134 Billionen auf. Das ist das Vierfache ihres Umsatzes. Zudem wirken verschiedene Strukturkrisen verschärfend ein. Es entstand eine Weltfinanzkrise und internationale Börsenkrise. Hinter all diesen nackten Zahlen verbergen sich gravierende Auswirkungen auf die Arbeiterklasse und die breiten Massen. Die weltweite Massenarbeitslosigkeit steigt bereits dramatisch. Weltweit wurden im zweiten Quartal 2020 Arbeitsstunden im Umfang von über 400 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen abgebaut.1 In Deutschland waren im Juni offiziell bereits 637.000 Menschen mehr arbeitslos als vor einem Jahr, insgesamt 2,9 Millionen.

Geradezu katastrophal ist die Lage der Massen in Ländern mit offen reaktionären und faschistoiden Regierungen wie in den USA, Brasilien, Türkei oder Israel. Mit ihrem faschistischen Menschenbild spielen sie die katastrophalen Folgen der Pandemie bis heute herunter und vereiteln zur gnadenlosen Erfüllung der Monopolinteressen gezielt die notwendigen Maßnahmen. Die Krisenlasten werden dort in besonderer Brutalität auf die Massen abgewälzt. In den USA, dem mit Abstand am stärksten von Corona betroffenen Land, aber auch in Brasilien, Großbritannien oder Israel kollabiert in vielen Regionen das Gesundheitssystem. Mit der Wut der Bevölkerung über dieses Verhalten sind die meisten dieser Regierungen - und mit ihnen verschiedene faschistoide Parteien - in die Krise geraten, was sich in zunehmenden Streiks und Demonstrationen Luft macht.